Absatzumruch
Beim automatischen Umbruch von Texten ergeben sich zuweilen Situationen, die ein unharmonisches Schrift- oder Seitenbild liefern und die einer Korrektur bedürfen. Hierzu zählen die so genannten Hurenkinder (oder Witwen) und Schusterjungen (oder Waisen).
Ein Hurenkind (englisch: widow) nennt man die letzte Zeile eines Absatzes, die am Anfang einer neuen Seite oder Spalte erscheint. Der Schusterjunge ist die erste Zeile eines Absatzes am Ende einer Spalte oder Seite. Die meisten DTP-Programme verfügen über eine Absatzkontrolle, die dieses Problem verhindern kann. Dort gibt man an, wie viele Zeilen des Absatzes zusammenhängend auf einer Seite erscheinen sollen. Setzt man hier den Wert ‚2‘ ein, so werden die klassischen Hurenkinder und Schusterjungen prinzipiell vermieden.
Als Nebeneffekt tritt jetzt aber ein, dass auf einer Seite, auf der ein Schusterjunge oder Hurenkind ohne diese Einstellung entstehen würde, nun unten freier Raum verbleibt. Es sieht in der Regel jedoch besser als ein Schusterjunge aus.{footnote}Diese Problemfälle lassen sich häufig auch vom Autor durch Kürzen oder Hinzufügen von Text beheben.{/footnote}
Hurenkinder fallen insbesondere dann auf, wenn die Restzeile noch besonders kurz gerät oder nach ihr ein Absatz mit Leerraum nach oben folgt, Schusterjungen dann, wenn sie mit einem Einzug in der ersten Zeile beginnen.
Überschriften dürfen ebenso wie die erste Zeile eines Absatzes nicht alleine am Ende einer Seite stehen. Sie stören das Seitenbild noch ausgeprägter als Schusterjungen. Dies lässt sich bei fast allen DTP-Paketen vermeiden, indem man im Absatzformat angibt, dass Überschriften immer zusammen mit dem nächsten Absatz auf einer Seite stehen sollen. Der Überschrift sollten auf einer Seite zumindest zwei, besser drei bis vier Zeilen folgen.
Kurze Absatzenden
Ähnlich auffallend und damit störend wie Hurenkinder und Schusterjungen sind kurze Zeilenenden am Ende eines Absatzes. Ein solches Zeilenbild fällt insbesondere dann ins Auge, wenn der nachfolgende Absatz mit einem Einzug beginnt und dieser ebensogross oder sogar größer ist, als das darüberstehende Zeilenende.{footnote}Die Zeilenlänge der letzten Zeile wird als „Auslauf“ bezeichnet.{/footnote} Solche kurzen Zeilenenden entstehen häufig durch die automatische Trennung. Schon aus diesem Grunde sollte für die normalen Absätze des Grundtextes die Nachsilbe bei Trennungen auf minimal drei Zeichen gesetzt sein.
aus: Mut zur Typographie. Ein Kurs für Desktop-Publishing.
Jürgen Gulbins und Christine Kahrmann
Springer 2000, 2. Auflage