1964 wurde durch das Deutsche Institut für Normung eine Einteilung vorgenommen, die in der Schriftklassifikation DIN 16518 festgelegt wurde. Diese Norm ist nicht konform mit den internationalen Konventionen und Terminologien, was eine Norm eigentlich ausmachen soll. Sie ist an den Vorschlag der Association Typographique Internationale (ATypI) angelehnt, wurde jedoch inhaltlich geändert und ergänzt. Ein anderer Nachteil dieser Norm ist, dass sie sich auf den materiellen Schriftsatz bezieht, der jedoch seit den 70er Jahren des XX. Jahrhunderts nur mehr von Liebhabern verwendet wird. Der elektronische Schriftsatz ist in dieser Norm nicht berücksichtigt. Es findet Vermischung von geschichtlichen und formbezogenen Unterteilung statt. In der Gruppe 5 findet man alle Antiqua-Typen, die sich nirgendwo einordnen lassen („Abfallkübel der Antiquas“, Bosshart). Im Jahr 1998 wurde von der gleichen Institution ein Norm-Entwurf vorgelegt, der die Schriften in 5 Hauptgruppen ordnet:

  1. Gebrochene Schriften
  2. Römische Serifen-Schriften
  3. Lineare Schriften
  4. Serifenbetonte Schriften
  5. Geschriebene Schriften

Dieser Vorschlag ist in der Fachwelt sehr umstritten und eine Einigung ist nicht absehbar.

1 Venezianische Renaissance-Antiqua Schriften abgeleitet von Formen der frühen Druckzeit (etwa 1450 bis 1530). Großbuchstaben basieren auf der römischen Capitalis, Kleinbuchstaben auf der Humanistischen Minuskel. Die Schrift zeichnet sich durch kräftige Serifen, nach links geneigte Achsstellung sowie relativ große Ober- und Unterlängen aus, der Querstrich des e liegt meist schräg. Stempel, Schneidler S02 jensonk
2 Französische Renaissance-Antiqua Schriften, deren Form im 16. Jahrhundert entstand. Geringe Unterschiede bei den Strichstärken, nach links geneigte Achse, abgerundete Serifen, keilförmige Ansätze an den senkrechten Strichen. Sehr gut lesbar durch die ruhige Zeilenführung. Oberlängen der Minuskel meist etwas länger als die Höhe der Versalien. Ist heute die Gruppe mit den meisten Schriften. Garamond, Bembo, Palatino
Garamond
3 Barock-Antiqua Durch die Auswirkung des Kupferstichs sind die Strichstärken unterschiedlicher, die Achse der Rundungen steht fast senkrecht. Kleinbuchstaben haben meist oben schräge und unten gerade Serifen. Ebenfalls sind die Rundungen an den Serifen schwächer ausgeprägt. Caslon, Baskerville, Times
Times
4 Klassizistische Antiqua Entstand um 1800, starke Unterschiede zwischen Haar- und Grundstrichen, waagerecht angesetzte Serifen, senkrechte Achse bei Rundungen. Kaum Rundungen am Serifenansatz. Bodoni, Walbaum, Didot
Bodoni
5 Serifenbetonte Linear-Antiqua (Egyptienne) Früher Egyptienne genannt, kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf. Mehr oder weniger starke, aber auffallende Betonung der Serifen. Haar- und Grundstriche sind fast gleich dick. Rockwell, Clarendon, Serifa
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6 Serifenlose Linear-Antiqua (Grotesk, Endstrichlose) Optisch ist ein Teil der Schriften dieser Gruppe in der Strichstärke einheitlich, bei anderen kann sie sich jedoch auch stark unterscheiden. Heute umfasst diese Gruppe sehr viele verschiedene Schriften, die eigentlich eine Unterklassifizierung erfordern würde. So basieren einige auf der Klassizistischen Antiqua, andere auf der Renaissance-Antiqua. Parallel entstand in den USA die sog. Amerikanische Grotesk. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die konstruierten Grotesk auf, die auf exakten geometrischen Grundformen basierten. Akzidenz Grotesk, Univers, Lucida Sans, Syntax, Franklin Gothic, Futura, Eurostile Berthold Akzident Grotesk
7 Antiqua-Varianten Hier werden alle Antiqua-Varianten einsortiert, die nicht in die Gruppen I bis III, VIII und IX passen, weil ihre Strichführung nicht deren Charakter entspricht. Hauptsächlich finden sich hier Schriften für dekorative Zwecke. Optima,
Largo,
Souvenir

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8 Schreibschriften Schriften, die die Wirkung einer heutigen Handschrift nachahmen. Es gab sie auch schon zu Bleisatz-Zeiten, jedoch kamen sie erst durch die Verwendung auf Computern mehr in Mode. Mistral, Pepita
Mistral
9 Handschriftliche Antiqua Schriften, die auf der Antiqua basieren, die Buchstaben jedoch handschriftlich abwandeln und so ein »persönliches« Erscheinungsbild vermitteln. Post Antiqua
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10 Gebrochene Schriften Nach 1940 kaum noch in Gebrauch, vorher jedoch als parallele Schriftkultur zu den Antiqua-Schriften gebräuchlich. Werden noch mal in die fünf Untergruppen Gotisch, Rundgotisch (Rotunda), Schwabacher, Fraktur und Fraktur-Varianten unterteilt.   Wittenberger Fraktur
11 Fremde Schriften
  Kyrillisch,
Griechisch,
Hebräisch,
Chinesisch
Kyrillisches AlphabetGriechisches Alphabet Hebräisches Alphabet Chinesisches Alphabet

Bei der wachsenden Anzahl der Schriften ist es notwendig geworden, ein System festzulegen, das erlaubt, die Klassifizierung der Schriften nach ihren Merkmalen vorzunehmen. Nach Lewis Blackwell gibt es zwei Hauptgründe für das Klassifizieren von Schriften:

Der eine ist praktischer Natur, denn die Beschreibung und Klassifikation helfen dabei, sich ein klares Bild von einer Schrift zu verschaffen; der zweite ist tiefgründiger, denn der Analyseprozess versetzt uns in die Lage, Gestaltungsmuster innerhalb der Normen zu erkennen und Entwicklungsrichtungen, Bedeutung und Sinn hinter der Erfindung neuer Formen zu sehen (Blackwell, 2004: 190).
 

Mit der Einführung der Grotesk lag das erste Unterscheidungsmerkmal auf der Hand: die Serifenschriften und die Serifenlose. Doch weitere Unterscheidungen wurden zunehmend schwieriger, je mehr man ins Detail ging. Führende Foundrys, Schrifthäuser und Typographen führten solche Klassifizierungen ein, die sich nicht selten voneinander gravierend unterschieden und teilweise umstritten sind. Hinzu kommt die Schwierigkeit, dass es selbst Fachkundigen schwer fällt, eine Spätrenaissance-Antiqua von einer Barock-Antiqua unterscheiden zu können.

Es gab einige Versuche der Einordnung, wie jener von Francis Thibaudeau (1921), Maximilien Vox (1954), Aldo Novarese (1957), Gerrit Noordzij (1970), Max Bollwage (1999) u. a. Auf diesen Seiten stellen wir fünf Systeme vor, die repräsentativ für die anhaltende Diskussion sind.

„In unserem Computerzeitalter stellt die wachsende Vielfalt von Schriftarten und Schriftmanipulationen eine neue Form optischer Umweltverschmutzung dar, die unsere Kultur bedroht. Von all den tausenden Schriften benötigen wir nur ein paar wenige von grundlegender Bedeutung — alle andere können wir auf den Müll werfen.“
Massimo Vinelli

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